Schau mir in die Augen, Kleines!

Das Motiv von der „Mona Lisa unter der Burka“ hat eine wichtige Funktion im Teppich, sie bildet den Hintergrund für den Sprayer. Um seiner Dynamik gerecht zu werden, war ein großflächiger, einheitlicher Hintergrund wichtig (vgl. Mauerspringer, hier musste ein künstlicher Hintergrund eingefügt werden.)

Das Graffito fand ich in der norwegischen Stadt Bergen, dort wurde der 10 000 Blütenteppich ausgestellt (vgl. Motiv: Biene).

Interessant, dass man Mona Lisa noch in dem kleinen Augenschlitz der Burka erkennt. Doch als ich die anderen Näherinnen danach fragte, ob sie auch in der textilen Arbeit die berühmte Italienerin erkennen, meinten sie; „Das können wir nicht beantworten, weil wir die Antwort wissen!“

Hat sich durch das Nähen die Vorlage zu sehr verändert?

Ich zeigte die textile Arbeit anderen Leuten mit der Frage: „Wer steckt hinter der Burka?“
„Mona Lisa.“ „Woran erkennst du das?“ „An den Augen!“
Für andere jedoch war die Körperhaltung des Rätsels Lösung.

Das Original von Leonardo da Vinci befindet sich in Paris und auf unendlich vielen Reproduktionen.
Die körperbedeckende Kleidung findet man allerdings auch in Kreuzberg!

An einer Kreuzberger Bushaltestelle trat ein Mann freundlich auf eine schwarz vermummte Frau zu und sagte ruhig: „Ich möchte sie darauf aufmerksam machen, dass sie in diesem Land das Recht haben, ihr Gesicht frei zu zeigen.“ Die Angesprochene duckte sich und wollte ausweichen, der Mann machte einen leichten Ausfallschritt und fügte etwas strenger hinzu: „Sie haben nicht nur das Recht ihr Gesicht zu zeigen, sie haben auch die Pflicht.“