STÜCKWERK BERLIN – STÜCKWERK EUROPA
Ein Detailbild des Teppichs

Unvergessen

Das Graffito ist überschrieben mit: „Genua 2001, unvergessen“ und verweist auf den 23-jährigen Italiener Carlo Giuliani, der 2001 in Genua während einer G8-Demonstration erschossen wurde.
Die Ereignisse wurden vor dem italienischen Gericht rekonstruiert: Nach heftigen, gewalttätigen Auseinandersetzungen zwischen Demonstranten und Carabinieri wurde ein Polizei-Jeep von einem Müllcontainer eingekeilt. Das hintere Fenster zersplitterte, das Fahrzeug konnte nicht mehr starten. Es wurde von einer Demonstrantengruppe umzingelt. Sie warfen Steine auf das Auto. Carlo Giuliani näherte sich den im Auto gefangenen Carabinieri mit einem Feuerlöscher. Aus unmittelbarer Nähe, aus dem Jeep, fielen zwei Schüsse. Carlo, der 4 m vom Wagen entfernt stand, wurde im linken Auge getroffen und war sofort tot. Kurz danach setzte der Jeep zurück und überfuhr den am Boden liegenden Toten.
Der 20-jährige Polizist wurde nicht verurteilt, da er nicht mit einer Tötungsabsicht, sondern aus Notwehr gehandelt habe. Das umstrittene Urteil beruft sich zudem darauf, dass der tödliche Schuss ein Querschläger war.
Die Eltern von Carlo zogen vor den Europäischen Gerichtshof. Ihnen geht es nicht nur darum, eine erneute Untersuchung der Vorfälle einzuleiten, sondern sie kämpfen dafür, dass der scharfe Schusswaffengebrauch bei Demonstrationen grundsätzlich unterbunden wird.
Ein Urteil wurde noch nicht gefällt.

Als die Platzierung im Teppich für den Kopf des Italieners gesucht wurde, kam die Frage auf, ob sich die Eltern angesichts des bloßen Hinterteils der jungen Frau beleidigt fühlen könnten. Der Umgang mit der Darstellung nackter Haut ist vielleicht eine Generationenfrage. So wurde nachgefragt, wie alt die Eltern seien. „Der Vater ist Gewerkschaftler“, trumpfte eine auf, „außerdem sind die Eltern nach wie vor mit vielen jungen Leuten zusammen und engagieren sich öffentlich.“
Ich gestand, dass mein Lebensglück unter anderem darin besteht, neben einem warmen, weichen Arsch einschlafen zu können.

Wir entschieden, dass die Platzierung keine Beleidigung, sondern eine gute Stelle für den jungen Mann ist.

Weitere Motive des Teppichs: