Die Vorbilder
Die Vorbilder:
Im Museum Europäischer Kulturen wird 2009 eine Ausstellung mit textilen Objekten gezeigt, die in einer textilen Intarsientechnik gearbeitet sind.
Dazu benötigt man ein ganz besonderes Material: gewalkte Wollstoffe, deren Schnittkanten nicht ausfransen, wenn man sie schneidet und wieder zusammenfügt. Unter „gewalkte Wollstoffe“ versteht man gewebte Wollstoffe aus 100 % Wolle, die nach dem Weben gewalkt, also verfilzt werden. Dieser Vorgang erhöht nicht nur die Haltbarkeit, macht die Stoffe dicht und stabil, es bewirkt auch, dass der Stoff nicht mehr ausfransen kann, die Schneider können ihn ohne Nahtzugabe verarbeiten.
Die Produzenten dieser Stücke, die oft fingernagelgroße Stoffstücken, oft Reste, - einem Puzzle vergleichbar - zusammenfügten, haben eindrucksvolle textile Bilder und Ornamente in diesen oft großformatigen Tuchintarsien gestaltet. Denn die „Flickenstücken“ wurden Stoß an Stoß ohne Nahtzugaben zusammen genäht und so ist das Bild auf einer Ebene.
Die Tuchintarsientechnik ist eine Resteverwertung der besonderen Art.
Man geht davon aus, dass sie vor allem von Schneidern, darunter viele Militärschneidern, entworfen und gefertigt. wurden.
Ein Beispiel mag das verdeutlichen: Auch Militärröcke wurden ohne Nahtzugaben zusammengenäht, um Stoff zu sparen!
Ein Militärrock besteht aus ungefähr 14 Einzelteilen. In der modernen Schneiderei rechnet man durchschnittlich mit einer Nahtzugabe von 1,5 cm (für den Saum bis zu 5 cm). Allein für Vorder- und Rückenteil ohne Ärmel und Kragen würde man in der Breite 12 cm Stoff einsparen können!
Die lächerliche Summe von 12 cm multipliziert sich schnell auf eine gewaltige Stoffmenge.
In der Ausstellung werden Objekte, die zwischen 1500 und heute entstanden, gezeigt.
Diese aufwändigen Objekte wurden in ganz Europa und auch darüber hinaus gefertigt.
Sehr unterschiedlich sind die Motive und Themen der einzelnen Teppiche.
Sie zeigen in ihren Bildprogrammen historische Ereignisse und Persönlichkeiten, stellen Herrschaftsinsignien von Königs- und Adelshäusern dar oder fanden als Kirchentextilien Verwendung.
Für manche der Objekte sind grafische Vorlagen gefunden worden, nach denen Einzelmotive textil nachgearbeitet wurden.
Tuchteppich, 18. Jahrhundert
Berlin, Museum Europäischer Kulturen-Staatliche Museen zu Berlin-PK,
Tuchteppich „Krönungsteppich“, 1796
Görlitz, Kulturhistorisches Museum,
Es ist zu vermuten, das an manchen der Teppiche viele Menschen gemeinsam gearbeitet haben; manche um das Nähen zu lernen, andere, um ihre Meisterschaft darin zu zeigen.
Der 1000 Blumen Teppich. 1878
Berlin, Museum Europäischer Kulturen -
Staatliche Museen zu Berlin-PK
Die Ausstellung zu den TUCHINTARSIEN
„Tuchintarsien in Europa 1500 bis Heute“/
Inlaid Patchwork in Europe from 1500 to the Present
umfasst 39 Beispiele aus 8 europäischen Ländern sowie aus den USA und Australien.
Die Ausstellung wird mit einem zeitgenössischen Teppich, der als Kunstprojekt 2008/ 2009 entsteht, ergänzt!