Ich sehe was, was du nicht siehst, doch wir sehen das selbe Bild

Bei einem der ersten Vorträge über die „bebilderten Wände von Berlin“ machten wir auch ein Ratespiel mit allen Porträts, die sich in meinem Archiv befanden. Mehrfachzuweisungen waren möglich! So gab es Leute, die in dem Porträt Kennedy sahen (und die Enten als jubelnde Berliner verstanden) und andere, die den Philosophen Wittgenstein darin entdeckten. Zufällig habe ich den Graffitikünstler Nico kennen gelernt, der bestätigte, dass er den von ihm verehrten Wittgenstein porträtieren wollte. Auch er amüsierte sich über die Bildergänzung eines Anderen und interpretierte die beiden Schnatterer auf seinen Schultern als Stellvertreter für, „den ersten und letzten Satz seines Werks“.
Die da lauten:
„Die Welt ist all das, was der Fall ist."
„Worüber man nicht reden kann, darüber soll man schweigen."
Er wolle, so der Künstler, die Leute auffordern sich mit dem Werk des Denkers zu beschäftigen.

Ludwig Josef Johann Wittgenstein (1889 – 1951) beschäftigte sich mit der Logik der Sprache und des Bewusstseins. Seine beiden Hauptwerke wurden zur Grundlage zweier philosophischer Schulen, des Logischen Positivismus und der analytischen Sprachphilosophie.

U.a. auch folgendes Zitat:
„Philosophische Probleme kann nur verstehen oder auflösen, wer begreift, welche Fehlanwendung von Sprache sie erzeugten.“
Dies gilt nicht nur für die Sprache, sondern auch für Bilder.
Denn die Enten sind ein Vexierbild und können auch als Hasen gesehen werden! (Zur Orientierung: Schnabel oder Hasenohren.)
Wenn Sie dem Philosophen die Hand reichen wollen, haben Sie dies vielleicht schon getan, denn er „... war auch als Architekt tätig. Für seine Schwester baute er in Wien das Wittgensteinhaus, reiner philosophischer Bauhausstil. Ein Türgriff von dort wird heute noch von ‚fsb’ unter dem Pseudonym 1041 nachgebaut. Wann immer es geht, baue ich diesen einfachen Griff – ein gebogenes Rohr – in meine Bauwerke ein“, wie ein Freund anmerkte.