STÜCKWERK BERLIN – STÜCKWERK EUROPA
Ein Detailbild des Teppichs

Künstlertreffen

Die schlanke rote Figur im Teppich bringt viele Personen zusammen: die Näherin, die die Vorlage von einem Graffitikünstler übernahm, der wiederum das Foto von Frieda Riess umsetzte, die die Chansonsängerin Margo Lion 1923 in Berlin porträtierte. Zu der vollständigen Liste der Urheberschaft gehören auch die Kuratorinnen des „Verborgenen Museums“, Elisabeth Moortgat und Marion Beckers, die 2008 in der „Berlinischen Galerie“ eine Retrospektive über das Werk der Riess zusammenstellten.

Frau Riess war in den 1920er Jahren eine gefragte Fotografin und hatte ein Atelier am Kurfürsten-damm. Ihre Kunden waren die Leute, über die man redete: Künstler, Schauspieler, Dichter, Boxer, Tänzer, Banker, Schriftsteller, Diplomaten (nebst Gattinnen). Ihre Bilder wurden in vielen Zeitschriften veröffentlicht. So auch das Bild der Sängerin Margo Lion, die 1923 ihr erstes Programm „Die Linie der Mode“ vorstellte.
(Sie war befreundet mit Marlene Dietrich, mit der sie das Duett „Wenn die beste Freundin mit der besten Freundin“ 1928 in der Berliner Komödie vortrug. Nach der „Machtergreifung“ der Nazis ging Frau Lion nach Paris, wurde Schauspielerin und wirkte in vielen Filmen mit, 1977 trat sie noch einmal im Renaissancetheater in Berlin auf.)

1932 zog auch die gebürtige Jüdin Frieda Riess nach Paris. Die Ausstellungsmacherinnen gehen davon aus, dass sie aufhörte zu fotografieren. Über ihr Leben in Paris gibt es nur wenige Belege. Ihr Todesjahr wird mit 1957 angenommen. Von den geschätzten 20 000 Aufnahmen der bekannten Fotokünstlerin sind nur noch 300 Bilder auffindbar.

Man kann davon ausgehen, dass sich das Graffito nicht auf das Originaldokument bezieht, sondern auf die Ausstellung 2008!

Somit ist vor allen den Kuratorinnen und dem „Verborgene Museum“ zu danken, die dem Namen zum Trotz, das vergessene Werk wieder ans Licht holten.

Das Motiv hält bildnerisch das Herstellungsjahr des Teppichs fest, denn es belegt, dass der Teppich nicht vor 2008 angefertigt werden konnte und nicht danach, da andere Motive schon 2008 aus dem Stadtbild verschwanden.

Weitere Motive des Teppichs: